Die Rose (Rosa)


Die Vielfalt innerhalb der Pflanzengattung der Rosen (Rosa), ursprünglich nur auf der Nordhalbkugel heimisch, ist immens. Die Königin der Blumen wird seit langer Zeit gezüchtet. Verschiedenste Farben, Blütenfüllungen und Wuchsformen sind seither entstanden, selbst ein eigener Wissenschaftszweig, die Rhodologie, beschäftigt sich mit dieser Fülle. Vielfach beschrieben ist auch die Abwehr der Rose. „Die schönsten Rosen tragen die schärfsten Dornen“, wird Ovid in den Mund gelegt. Jene Dornen sind aus botanischer Sicht allerdings keine Dornen, sondern Stacheln. Sie können im Gegensatz zu echten Dornen, wie sie z. B. die Robinie trägt, leicht abgebrochen werden. Beide dienen aber dem gleichen Zweck: dem Schutz vor Fraßfeinden.

Die prächtigen und oft duftenden Blüten sind zwitterblütig und besitzen bis zu 200 Staubblätter. Durch Züchtung wurden diese Staubblätter bei vielen Sorten in farbige Kronblätter umgewandelt. So entstanden gefüllte Blüten, die als sehr dekorativ und damit als gut verkäuflich gelten. Allerdings fehlen in diesen Blüten die Pollen für die Insekten, die in unserer mittlerweile blütenarmen Umwelt zunehmend keine Nahrung mehr finden. Selten produzieren die Blüten Nektar. Dadurch sind etliche Insekten von der Bestäubung ausgeschlossen, nur pollensammelnde Insekten, wie einige Gruppen von Käfern, Bienen und vor allem Fliegen, sind für die Bestäubung der Rosen vorgesehen. Aus einer bestäubten Rosenblüte entsteht eine Hagebutte, die als Sammelnussfrucht bezeichnet wird. Der Blütenboden wächst hierbei um einzelne Nüsschen herum und bildet dann die Hagebutte. Diese färbt sich mit der Reife orange-rot und bleibt auch nach dem Laubabwurf am Strauch, was sie zu einer beliebten Herbstdekoration macht. Ihr Achsenbecher ist reich an Vitamin C und wird für die Herstellung von Marmelade, Wein und Tee verwendet, die einen sehr eigenen, süß-säuerlichen Geschmack haben. Hagebuttenprodukte werden gegen verschiedenste Leiden eingesetzt: Erkältungskrankheiten, Darmerkrankungen, Gallenleiden, sogar Gicht und Rheuma sollen sie bekämpfen.

Den Titel „Die Madonna im Rosenhag“ tragen einige Bilder der Kunstgeschichte. Der Bildtyp der Madonna im Rosenhag ist um 1400 bis 1420 am französischen Hof entstanden. Beispiel hierfür ist die 1404 in Paris geschaffene Goldschmiedearbeit „Goldenes Rössl“ (Abbildung dort) genannt, die sich heute in Altötting befindet. Sie entspricht dem Typus der Madonna Humilitas (Muttergottes der Demut) aus der niederländischen Kunst.

In Persien wird die Rosenblüte besonders intensiv genutzt: aus den Blütenblättern wird durch Destillation Rosenöl gewonnen. Als Nebenprodukt entsteht Rosen-Hydrolat, welches als Rosenwasser zum Trinken, für Speisen und für Kosmetika verbreitet und bis heute in der iranischen Küche gerne verwendet wird. Auch in der europäischen Geschichte wurden heimische Wildrosen genutzt. So beschreibt Hildegard von Bingen in ihrem Werk Physica die Rose-Salbei-Mischung folgendermaßen: „Und wer jähzornig ist, der nehme die Rose und weniger Salbei und zerreibe es zu Pulver. Und in jener Stunde, wenn der Zorn ihm aufsteigt, halte er es an seine Nase. Denn der Salbei tröstet, die Rose erfreut.“ (Physica 1, 22)

Nach Thea Lauthenschläger, Die Rose (Rosa). In: Balsambeet und Rosenhag. Maria Häusl, Victor Lossau (Hgg.). Stuttgart 2021.