Dachwurz


Abbildung aus einer Abschrift von Johannes Hartliebs Kräuterbuch, um 1470

Die Dach-Hauswurz ist eine alte Heil-, Zauber- und Zierpflanze, die in verschiedenen europäischen Sprachen zahlreiche volkstümliche Bezeichnungen hat. Insbesondere im Deutschen gibt es viele Trivialnamen wie Dachkraut, Dachlauch, Dachwurz und andere. Karl der Große ordnete in seiner Landgüterverordnung an, dass jeder Gärtner auf seinem Dach „Jupiterbart“ haben sollte, da man glaubte, dass die Pflanze vor Blitzschlag schützen könne. Dieser Glaube beruhte auf der Vorstellung, dass mit Hauswurz bepflanzte Dächer weniger leicht entflammbar waren und sie zudem Dächer und Lehmdecken schützten. Bei herannahendem Gewitter verbrannte man zusätzlich Blätter im Ofen, die am Johannistag gepflückt wurden, um Unheil abzuwehren. In der Schweiz wurde die Hauswurz als Zauberpflanze verwendet, um Hexen fernzuhalten und Vieh vor Seuchen zu schützen. Es gab auch Aberglauben bezüglich der Blüte der Hauswurz und ihrer Auswirkungen auf das Glück oder Unglück eines Hauses. In alten Texten finden sich auch Verwendungen der Hauswurz in Heilmitteln. Es wurde geglaubt, dass der Saft der Hauswurz die Haut verschönert und Sommersprossen vertreibt. Ein Gemisch aus Hauswurzsaft, Gummi, rotem Arsenik und Alaun wurde verwendet, um unter seinem Schutz glühendes Eisen anzufassen. Hildegard von Bingen erwähnte auch verschiedene Verwendungsmöglichkeiten der Hauswurz für Begierde, Zeugungsunfähigkeit und Taubheit.