
In diesem Zeitabschnitt sind wieder wichtige Änderungen vor sich gegangen, im wesentlichen bedingt durch wissenschaftliche Forschungen auf allen Gebieten der Naturwissenschaften, auch der Landwirtschaft, bei dieser verknüpft mit praktischen Versuchen und Urbarmachungen. Durch Bodenverbesserung und Pflanzenzüchtung treten bei den Ackerpflanzen Änderungen ein, auch wenn Roggen in Deutschland die dominierende Getreideart bleibt. So wurden ab 1846/47 neue Maissorten gezüchtet, die selbst im mittel- und norddeut- schen Klima geeignet waren, Körner reifen zu lassen (für Brot, Suppen, Kuchen, Kaffee-Ersatz). Als Öl£frucht haben Rübsen und Raps weiter zugenommen, so daß diese zu Handels- artikeln wurden. Ebenfalls wichtiger Handelsartikel war der Lein, der aber nach 1875 bereits stark rückläufig wurde durch die Einfuhren von Baumwolle, aus der sich Garn billiger herstellen ließ. Für Ödlandkultivierung (Moore, versumpfte Flußauen) und Anbau auf magersten Böden war Buchweizen weiterhin unersetzlich. Wichtig blieb auch der Mohnanbau für Ölsamen, als Gewürz und als Medikament. Auf arme Sand- böden abgedrängt wurde die früher verbreitete Ölfrucht Leindotter. Für Seilerwaren spielte der Hanfanbau eine wichtige Rolle. An Nahrungspflanzen beginnt sich ab 1866 die Tomate zögernd durchzusetzen. 1830 ist der Chicoree in Belgien aus der Wurzelzichorie (Cichorium intybus) gezüchtet worden. Zu den neuen Pflanzen von gering gebliebener Bedeutung gehörte die Spar- gelerbse (Tetragonolobus purpureus), deren Hülsen als Gemüse gegessen werden. An Färbepflanzen, doch nur in manchen Gegenden, ist das Gilbkraut (Reseda Inteola) zü nennen, mit dem Stoffe gelb und grün gefärbt wurden. Zum Färben von Rotweinen sind Stockrosen (Althaea rosea) in der schwarzvioletten Varietät in Garten- und Feld- kulturen angepflanzt worden. Vom Kopfsalat gab es zwischen 1845 und 1866 schon etwa 65 Sorten, einschließlich Schnittsalat und Römischem Salat (Bindesalat). Spargel wurde als Bleich- und Grün- spargel gezogen. Sellerie hatte größere Bedeutung als heute (am meisten jedoch in England). Die Kicher (Cicer arietinum) zog man öfter in Gärten, doch nur in sehr war- men Lagen (Pfalz, Rhein). Verdrängt wurden bereits die Pastinaken, im wesentlichen durch die Kartoffel. Auch die Wurzelgemüse Zuckerwurz (Sium sisarum) und Weißwurzel (Tragopogon porrifo- lius) waren im Abnehmen, teilweise durch die Zunahme der Schwarzwurzel.