
Bedingt durch einen wirtschaftlichen Aufschwung nie dagewesenen Ausmaßes, tritt ein großer Wandel ein. Dieser hat mehreres begünstigt: 1. Intensivierung der Pflan- zenzüchtung mit Schaffung ertragreicherer, gegen Krankheiten widerstandsfähigerer Sorten, aber auch in ständigem Kampf mit den zunehmenden Pilz- und Viruskrank- heiten. 2. Kunstdünger wird allgemein und reichlich angewendet, so daß man unsere anspruchsvollste Getreideart, den Weizen, nun auch auf armen und flachgründigen Böden sieht, wo dieser früher nie angebaut worden war. 3. Maschinen ersetzen weitgehend die Handarbeit. Siegeszug des Treckers und dadurch Rationalisierung: 4. Die chemische Unkrautbekämpfung und die chemische Regulierung der Wuchshöhe bei Getreide. In der Feldflur herrscht das Bild starker Vereinheitlichung und steriler Reinheit, da die bunt blühenden Unkräuter den Chemikalien gewichen sind. Ausgeschieden sind die blau blühenden Leinfelder (als wenn ein Stück blauer Himmel in die Feldflur getaucht ist). Ausgeschieden sind die großen, sparrig aussehenden Hanffelder. Ausgeschieden sind die rot und weiß blühenden Mohnfelder. Gespinstpflanzen gibt es keine mehr, Färbepflanzen gibt es keine mehr. An Getreidearten sieht man nun Weizen und Gerste am meisten. Der viele Mais dient als Futterpflanze. Hafer ist gegendweise reichlich zu sehen, Roggen aber nur noch wenig. Dinkel wird vermehrt angebaut, doch lediglich in einigen Teilen Südwestdeutschlands. Von den früher angebauten vier Ölfruchtarten sieht man nur noch den Raps, diesen aber seit einigen Jahren praktisch in allen Gegenden, infolge der Subventionierung durch die Europäische Gemeinschaft. Im erwerbsmäßigen Gemüsebau herrscht ebenfalls die Rationalisierung mit Beschränkung auf wenige ertragreiche Arten und Sorten. Aber für die privaten Nutzgärten gibt es neu aufgekommene Arten für Freilandanbau: Chinakohl, Zichoriensalat, Radicchio und Zucchini. Brokkoli ist unproblematischer zu ziehen als allgemein angenommen wird. Davon machen Gartenliebhaber in zunehmendem Maße Gebrauch. Andere Arten von früher werden wieder »entdeckt« und sind ebenfalls im Aufwärtstrend, wie z. B. Pastinaken als empfehlenswertes Gemüse für den Winter und die gemüsearme Zeit des Frühjahrs. Weitere wären es wert, wieder angebaut zu werden: Herbst- und Mairübchen sowie Rübstiel (= Stielmus) als billiges Alltagsessen; Zuckerwurz, Weißwurzel und Spargelerbse als delikate Besonderheiten u. a. Denn Vielfalt ist für eine gesunde Ernährung zur Stärkung der Widerstandskraft ebenso wichtig wie Abwechslung. Auch wächst die Lebensfreude für den, der viele Gewächse sieht oder zieht und der mehr darüber weiß.