Die Wiprechtsburg


Die Wiprechtsburg ist heute eine Ruine. Vor 900 Jahren jedoch war sie eine der stärksten Burgen im Westsächsischen Gebiet. Die erste Befestigung wurde zu Beginn des 10. Jahrhunderts auf einem Geländesporn über der Schwennigke errichtet. Zuvor gab es dort keine offene slawische Siedlung. Die Befestigung wurde großzügig angelegt, einschließlich der Hangschüttung am Nordrand, um Platz für eine ausgedehnte Besiedlung zu schaffen. Archäologische Untersuchungen haben gezeigt, dass in dieser Zeit nur eine sporadische Besiedlung des Gebiets nachweisbar war. Es scheint jedoch eine Siedlungskonzentration im Nordosten der Anlage gegeben zu haben. Die starken Siedlungsschichten lassen darauf schließen, dass die Besiedlung über mehrere Jahrzehnte bestand. Das Ende der Burg in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts kann nur in begrenztem Maße erklärt werden. Die Rückseite der Mauer ist nach innen eingebrochen, und es gibt Hinweise auf verkohlte Holzreste von Gebäuden hinter der Mauer und im Inneren. Dies lässt darauf schließen, dass ein größerer Brand die Burg zerstört hat. Die Ursache für den Einsturz der Mauer könnte in diesem Brand liegen. Die massiven Erdmassen wurden dadurch trocken und ergossen sich schuttkegelartig bis zu 7 Meter weit in das Innere der Burgfläche und bedeckten die Überreste der Siedlung. Aufgrund des begrenzten ausgegrabenen Bereichs und des geringen Materials können keine eindeutigen Schlüsse auf die Funktion von Burg I gezogen werden.

Wiprechtsburg Rekonstrukion

Nach der Zerstörung der ersten Burg wurde gleich darauf eine neue Anlage errichtet. Der Bau erfolgte in den gleichen Ausmaßen wie zuvor. Die Überreste von Burg I wurden planiert und eine terrassenförmige Basis für den Aufbau der neuen Mauer geschaffen. Bei dieser Mauer wurden kastenartige Holzkonstruktionen verwendet. Hölzer wurden parallel zur Wallverlauf in einem Abstand von 1,70 bis 2,00 Metern übereinander angeordnet. Die rechtwinklig dazu verlaufenden Unterzüge hatten größere Abstände zueinander. Aufgrund des Erhaltungszustands des Holzes konnte die Art der Verbindung der Konstruktionselemente nicht eindeutig bestimmt werden. Die Hohlräume wurden mit Lehm gefüllt. Vor der äußersten nachweisbaren Holzlage befand sich eine schräge Anschüttung, die vermutlich als eine Art Stützmauer für eine äußere Mauerfront diente, die jedoch nur vorsichtig erschlossen werden kann. Davor lag eine 2 Meter breite Terrasse. In diesem Bereich fehlen Steine, die auf eine Trockenmauer hindeuten würden. Direkt vor der Terrasse liegt ein über 10 Meter hoher, nahezu 45 Grad geneigter Abhang, der in der Schwennigke-Aue endet. Die Mauer hatte eine Breite von nur 2 bis 4 Metern, je nach Höhe. Sie grenzte im Westen an ein Bauwerk. Im Gegensatz zur Mauer bestand es aus senkrechten Pfosten, die im Abstand von etwa 1 bis 1,25 Metern in die Schichten von Burg I eingegraben waren. Starke Balken begrenzten das Holz-Erde-Werk von einem westlich angrenzenden, mindestens 4,60 Meter langen und ebenso breiten Hohlraum. Aufgrund der begrenzten Ausgrabungsfläche war es nicht möglich, weitere interessante Bereiche freizulegen, da eine Deckschicht von 7 bis 8 Metern und ein Profilwinkel von 60 Grad eine Erweiterung aus verschiedenen Gründen, vor allem aufgrund von Arbeitskräftemangel, nicht zuließen. Die starke Verziegelung des in den Hohlräumen eingeschlossenen Lehms deutet auf eine intensive Sauerstoffzufuhr hin. Es scheint, dass der Hohlraum zu Beginn des Brandes wie eine Düse gewirkt haben muss, obwohl keine Hinweise auf die Ursachen des Brandes vorliegen. Dies würde jedoch voraussetzen, dass westlich dieses Bauwerks ebenfalls eine hohe und wahrscheinlich massive Mauer als Hindernis vorhanden war. Der entsprechende Nachweis konnte aus technischen Gründen nicht erbracht werden. Das gilt auch für die Begrenzungen des Baus in nördlicher, westlicher und teilweise südlicher Richtung. Dadurch liegt ein Torso vor, dessen Interpretation außerordentlich schwierig ist. Aufgrund der Befunde ist es nicht eindeutig möglich zu entscheiden, ob es sich um ein Tor oder einen Turm handelt. Angesichts der Geländesituation scheint ein Tor jedoch unwahrscheinlich. Die Interpretation des Baus als ein Turm, der die Holz-Erde-Mauer verstärkt, scheint plausibler zu sein. Es fehlen jedoch noch Parallelen aus diesem Arbeitsgebiet. Dennoch sei darauf hingewiesen, dass es Brakteaten aus Meißen aus dem 12. Jahrhundert gibt, die Turmdarstellungen zeigen und wahrscheinlich damals übliche Holzbauwerke darstellen. Zusammenfassend kann man sagen, dass Burg II in Groitzsch eine Holz-Erde-Mauer mit kastenartiger Konstruktion hatte, die wahrscheinlich durch Türme aus Holz verstärkt wurde. Die Anlage wurde durch einen großflächigen Brand zerstört.

(Nach H.J Vogt, Die Wiprechtsburg von Groitzsch)


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